Donnerstag, 20. Dezember 2012

Hemdenlänge

Sicherlich unterlaufen Hemdenschneidern Fehler. Meistens fällt das Hemd aber so lang aus, wie wir es uns gewünscht haben (Zeichnung: Bernhard Roetzel)


Männer sind oft unsicher, in welcher Länge sie Maßhemden bestellen sollen. Die Konfektion hat uns in den letzten Jahren darauf dressiert, mit sehr kurzen Hemden zufrieden zu sein. Allerdings rutschen kurze Hemden oft aus der Hose heraus, was vor allem bei Anzughemden unangenehm ist. 

Die Länge sollte passend zur Weite des Hemdenschnitts gewählt werden. Je enger am Körper anliegend, desto kürzer darf das Hemd sein. Wenn das Hemd über der Hose getragen werden soll, muss die Länge entsprechend bemessen werden. Etwas weitere Hemden, die zu nicht allzu eng sitzenden Anzügen getragen werden, sollten länger ausfallen. 

Früher galt die Hemdenlänge als ausreichend, wenn man das Hemd zwischen den Beinen zusammenfassen konnte. Diese Länge empfinden die meisten heutzutage als übermäßig, dennoch sollte das klassische Hemd mindestens das Gesäß bedecken. Länger geht auch, allerdings trägt der Stoff irgendwann unter der Hose auf.

Montag, 17. Dezember 2012

Der braune Trilby

Brauner Trilby, Covert Coat und hellblaue Kordhosen  sind typische Elemente des Sloane-Ranger-Looks (Zeichnung: Bernhard Roetzel)
Vor zehn Jahren war der Begriff Trilby nur wenigen Männern in Deutschland geläufig. Nur Fans des Sloane-Ranger-Looks wussten, was es mit diesem Hut auf sich hat. In Großbritannien ist der Trilby, vor allem der braune Trilby, das Kennzeichen der Pferdefreunde. Bei Reitsportveranstaltungen tummeln sich Herren mit dieser Kopfedeckung. Sie ist immer ein wenig zu klein und wird tief in die Stirn gezogen. Gleichzeitig ist der Trilbyträger mit Tweedanzug und/ oder Covertcoat die Karikatur eines Angehörigen der Oberklasse. Die Protagonisten des legendären Monty-Python-Sketchs "The Upperclass Twit Of The Year" tragen natürlich Trilby. Insofern muss ich immer ein wenig Schmunzeln, wenn ich selbst gelegentlich Trilby trage oder andere Anglophile damit sehe. Der Gentleman-Look ist wohl tatsächlich die einzige Stilrichtung der Herrenmode mit humoristischem Potenzial.

Freitag, 14. Dezember 2012

Peer Steinbrücks Schuhe

Peer Steinbrück trägt Schuhe für 150 Euro. So ist es bei Bild.de zu lesen. Tatsächlich? Aber gut. Die Aussage bezog sich auf die Schuhe, die er an dem "Mittwochabend" trug. Vermutlich hat er sie extra für diesen Anlass ausgewählt - falls er die Fragen des Interviews vorab bekommen hat. Oder er hatte sie zufällig an dem Abend an.

Ich bin Peer Steinbrück bisher nur einmal begegnet. Ich saß ihm eine ganze Weile im Abflugbereich des Berliner Flughafens Tegel gegenüber und betrachtete natürlich seine Kleidung. Soweit ich mich erinnere, tippte ich an dem Tag auf rahmengenähte Blucher aus den USA. Nicht zwingend aus Pferdeleder. Aber möglicherweise. Da sie schwarz waren, konnte man das nicht genau erkennen. Auf jeden Fall sahen sie nach mehr als 150 Euro aus. Wobei das natürlich nichts darüber aussagt, was Peer Steinbrück noch so für Schuhe im Schrank hat. Oder woher er seine Schuhe bezieht und zu welchem Preis.

Seit Gerhard Schröders PR-Reinfall mit dem Kaschmir-Kanzler-Image betonen Politiker in Deutschland ihre Bescheidenheit in Sachen Mode. Den meisten ist anzusehen, dass sie wirklich keine besonders gute Kleidung tragen. Einige wissen aber schon, was gut ist. Die Unehrlichkeit der Politiker in diesem Punkt ist allerdings nachvollziehbar. Der brave Mann auf der Straße würde nach hinten umfallen, wenn er erführe, dass ein Volksvertreter 600 Euro für Schuhe ausgibt oder gar 5000 Euro für einen Anzug.

Zum Glück sehen die meisten Wähler nicht, was ein Anzug gekostet haben könnte. Also kann man ihnen hemmungslos vorgaukeln, dass man in diesem Punkt ganz volksnah ist und sich seine Zweiteiler wie Hinz und Kunz im Kaufhaus holt.

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Nachtrag zu Frisuren

Die leicht verwilderte Haarpracht mit Mittelscheitel erfreut sich kurioserweise auch bei Fans des Gentleman-Looks noch großer Beliebtheit (Zeichnung: Bernhard Roetzel)

Die Buchpräsentation und Shop-in-Shop-Einweihung am 11. Dezember 2012 bei Chelsea Farmer's Club in Berlin gab reichlich Gelegenheit zu Studien in Sachen Kleidung und Frisuren. Das Publikum war gemischt, Vernissagengänger, CFC-Kundschaft in bunten Kordhosen, Kulturbeflissene in Schwarz und einige Hipster.

Bei den Vertretern des Gentleman-Looks fiel mir auf, dass sich eine Frisur, die dem Vokuhila-Schnitt nicht unähnlich ist, nach wie vor einer gewissen Beliebtheit erfreut. Oftmals bei Herren mit leicht ergrauter aber dennoch üppiger Haarpracht. Wobei sie auch beim blonden oder leicht rötlichen Haartyp anzutreffen ist. Auf internationaler Ebene sieht man diese Frisur auch oft, z. B. in Italien bei Luca di Montezemolo. Der geföhnte Stufenschnitt also bereits ein Klassiker?

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Kleidung und Figur

Die Modelle der klassischen Modelle stammen aus einer Zeit, als die Kleidung für den Menschen gemacht wurde (Zeichnung: Bernhard Roetzel)

Klassische Kleidung, also Anzüge, Sakkos, Hosen, Mäntel und Fräcke, wurden Männern bis in frühe 20. Jahrhundert auf den Leib geschneidert. Das konnte sich nicht jeder leisten, es war aber wohl üblich, dass man so viel wie möglich für wenigstens einen guten Anzug ausgab. Wenn man z. B.Alltagsphotographien oder auch Portraits studiert aus der Zeit zwischen 1900 und 1910 studiert, fällt die auch bei den so genannten "kleinen Leuten" oft gut sitzende Kleidung auf.

Natürlich wurde für Portraits das beste Stück angelegt, das im Alltag geschont wurde. Aber immerhin gab es ein solches Teil, das dann richtig saß. Man hatte weniger, sicherlich aus der Not heraus, doch das Minimum an Garderobe saß besser. Heute besitzen die meisten mehr Kleidung, als sie bis sie an den Rest ihres Lebens auftragen könnten. Dennoch sehen wir mehr Menschen mit schlecht sitzender Kleidung als jemals zuvor.

Als wirklich bequem und dem Wohlbefinden zuträglich wird Kleidung empfunden, bei der es sich genau genommen um Unterwäsche, Nachtwäsche oder Sportmode handelt. Dass diese in jeder Hinsicht formlose Art der Gewandung aber vor allem bei Figuren ungünstig ist, die nicht dem propagierten Idealbild entsprechen, ist den meisten nicht klar. In einem gut sitzenden Anzug oder Sakko sieht dagegen auch der "starke" Mann stattlich aus und nicht einfach nur etwas zu dick. Dieser Punkt wird gerade von den Anbieter von Maßkleidung leider viel zu wenig beachtet.

Montag, 10. Dezember 2012

Jermyn Street Low-Budget

Das Wappen des Prince of Wales weist Turnbull & Asser als Lieferanten seines Haushalts aus (Foto: Bernhard Roetzel)

Was taugen die günstigen Anbieter aus der Jermyn Street? Diese Frage wird häufig gestellt. Sie müsste aber anders lauten: Was taugen günstige Hemden? Denn die Jermyn Street in London, einst eine halbseidene Seitengasse im Westend und dann jahrzehntelang Firmensitz zahlreicher Hemdenschneider, ist heute fast nur noch ein Potemkinsches Dorf. Mit ihr und der damit assoziierten Qualität oder wenigstens der dadurch ausgewiesenen Provenienz haben die Billig-Anbieter, die sich mit ihrer Adresse schmücken, nur noch wenig zu tun. Ihre Hemden werden weder in der Jermyn Street gemacht, oftmals nicht einmal in England. Und auch die Stoffe, aus denen die Hemden genäht werden, entstammen anderen Ländern. Ein günstiges Hemd kann durchaus verwendbar sein und einen bestimmten Look bieten. Echt Jermyn Street sind für mich aber nur die Marken, die dort nicht nur ein Ladengeschäft unterhalten, vielmehr dort wenigstens noch ihre Maßhemden fertigen und auch hin und wieder in England  gewebte Stoffe verwenden.

Über lang oder kurz

Klassisch gepflegt: Der Fassonschnitt (Zeichnung: Bernhard Roetzel)

Locken hinter den Ohren: Der Sylt-Look (Zeichung: Bernhard Roetzel)

Es gibt meines Erachtens für den Gentleman nur zwei Arten, das Haar zu tragen. Streng zurückgekämmt oder seitlich gescheitelt. In jedem Fall sollte aber die Stirn frei liegen. Über die Länge des Haars im Nacken gibt es zwei verschiedene Auffassungen. Entweder kurz als Fassonschnitt oder aber etwas länger, bei entsprechender Haarstruktur auch gelockt.

Der Fassonschnitt wirkt klassischer, kann aber auch ein wenig zu sehr nach "Retro" aussehen. Das mag gewollt sein und passend, sollte aber bedacht werden. Das längere Nackenhaar wirkt manchmal jünger, jedoch nur bei insgesamt vollem Haar. Wer seine Geheimratsecken durch mehr Fülle am Hinterkopf ausgleichen will, erreicht das Gegenteil. Die Stirn wirkt durch die hinter den Ohren hervorsehenden Locken noch höher. Außerdem gerät der Look mit dem langen Haar im Nacken schnell zur Karikatur des in der Sansibar sitzenden Schnösels.

Samstag, 8. Dezember 2012

Die richtige Proportion: Schulterbreite und Kopfgröße

Die Schultern der Jacke sind zu schmal, dadurch wirkt der Kopf zu groß. Die Folge: Der Mann wirkt kindlich (Illustration: Bernhard Roetzel)

Die Schulterbreite der Jacke ist im Verhältnis zum Kopf richtig proportioniert. Die Folge: Der Mann wirkt erwachsen (Illustration: Bernhard Roetzel)

Freitag, 7. Dezember 2012

Stiefelwechsel


Stiefel zu Smoking und Abendmantel? Das erregt durchaus Staunen. Doch wer warme Füße hat, wird sich an den Blicken der anderen nicht stören
(Illustration: Bernhard Roetzel)

Bälle finden oftmals im Winter statt. Wenn dann Schnee liegt, stehen Smoking- oder Frackträger oft ratlos vor ihrem Schuhschrank? Wie kommen Sie trockenen und warmen Fußes zum Ziel? Am Ende heißt die Lösung oft Taxi. Doch das kostet oftmals viel Geld. Galoschen? Sie bringen bei grimmiger Kälte, Schnee und Eis nur wenig. Sie verhindern zwar das Ausgleiten, sie wärmen den Fuß im Lederschuh aber nicht.

Deshalb hilft bei solchen Wetterbedingungen nur die Methode, die Frauen auf dem Land immer schon angewendet haben. Wenn in der kalten Jahreszeit ein Ball stattfindet, ziehen sie einen dicken Mantel über das Abendkleid und bergen die Füße in schweren Stiefeln. Im Foyer tauschen sie dann die Stiefel gegen die Abendschuhe aus. Das funktioniert auch bestens bei Regen- und Matschwetter.

Wenn ich also im Winter zu einem Smoking-Event unterwegs bin und nicht mit dem Auto dorthin fahre und das Taxi zu teuer wird, ziehe ich einfach irgendwelchen warmen Jagdstiefel an und nehme die Abendpumps im Schuhbeutel mit. Beim Ablegen des Mantels wechsele ich dann in die feinen Schuhe.

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Maßkonfektion: Die Größe des Schlupfteils

Die Fertigungsqualität von Maßkonfektion unterscheidet sich stark von Anbieter zu Anbieter. Nur wenige liefern handgeschneiderte Kleidung. Hier ein Sakko von d' Avenza beim Herrenausstatter Mildt in Köln 
(Foto: Bernhard Roetzel)

Schlupfteile, also Sakkos und Hosen in verschiedenen Konfektionsgrößen, sind das bevorzugte Arbeitsmittel der meisten Maßkonfektionsanbieter. Anstatt den Kunden zu vermessen, lässt man ihn einen Anzug in seiner üblichen Größe probieren. Die Maße des Schlupfteils werden dabei auf die Figur und an die Passformvorstellungen des Kunden abgestimmt. Diese Methode hat den Vorteil, dass Kunde und Verkäufer eine relativ gute Vorstellung vom Endergebnis haben.

Von welchem Schlupfteil ausgegangen wird, ist eine Vorentscheidung, die meistens vom Verkäufer allein getroffen wird. Dabei geht es um die Frage, ob ein eher zu kleines oder zu kurzes Teil vergrößert wird oder ob er ein zu weites Teil an einigen Stellen verkleinert. Der Unterschied ist erheblich. Ich empfehle es, die Schulterbreite im Auge zu behalten. Wenn von einer eher kleinen Jacke ausgegangen wird, fallen die Schultern oftmals zu schmal aus. Die Folge: Der Kopf erscheint zu groß. Deshalb beim Bestellen nicht gleich mit dem ersten Schlupfteil loslegen, das der Verkäufer vorgeschlagen hat. Lieber ein oder zwei Alternativen austesten. 

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Turnbull & Asser

Turnbull & Asser in London bieten eine gute Mischung aus Konfektion und Maßarbeit an (Foto: Bernhard Roetzel)

Ich habe mich oft gefragt, warum der englische Hemdenmacher und Herrenausstatter Turnbull & Asser nie richtig in Deutschland Fuß fassen konnte. Immerhin ist er der berühmteste Vertreter seiner Zunft, er beliefert seit Jahrzehnten Prince Charles und kann mit einem ganz eigenen Stil bei Hemdenstoffen und Krawatten aufwarten. Dennoch rangiert er in der Gunst der Luxushemdenkäufer weit hinter den Anbietern aus Italien. Selbst Anglophile verschmähen häufig den legendären Londoner Ausstatter.

Über die Gründe kann ich nur spekulieren. Turnbull & Asser ist ziemlich teuer und in Deutschland nur schwer zu bekommen. Bekannt wäre mir als Quelle in Deutschland nur der Department Store 206 in Berlin. Ansonsten kann man auf den Onlinestore von T & A zurückgreifen, ein Einkaufserlebnis, das dem Preis der Ware entspricht, bietet er aber nicht. Und vielen Deutschen ist T & A einfach zu bunt. Wer jedoch das Konzept der "flamboyance" versteht, geht lieber zu Chelsea Farmer's Club, Conrad Hasselbach in Hamburg oder Eduard Meier in München. Insofern muss man sich nach London aufmachen, wenn man in die Welt von T & A eintauchen möchte. Wenigstens einmal lohnt sich der Besuch.

Dienstag, 4. Dezember 2012

Wintermäntel

Was trägt der Gentleman bei großer Kälte? Daunenjacke? Oder Mantel mit Pelzfutter? Beides hat seine Berechtigung, es kommt auf die Umstände und den Anlass an.

Zum Anzug passen grundsätzlich nur Mäntel. Ich sage grundsätzlich, weil Mode, Geschmack oder Notwendigkeit etwas anderes gebieten können. Wer beispielsweise keinen wirklich warmen Mantel besitzt, wird im Winter den Daunenparka über den Anzug ziehen. Wirklich stimmig ist das aber nicht. Der Kontrast kann aber natürlich gewollt sein.

Mäntel waren in meiner Kinderzeit aus für heutige Gewohnheiten ungeheuer schweren Wollstoffen gefertigt. Es gab Qualitäten, die bis zu 1000 g/ m auf die Waage brachten. Zusätzlich waren Wintermäntel oftmals noch mit einem gesteppten Innenfutter ausgestattet. So etwas war auch dann noch warm, wenn man eine halbe Stunde an der Straßenbahnhaltestelle warten musste. Mäntel dieses Kalibers sind heute nicht mehr von der Stange zu bekommen, wer Glück hat, erbt einen. Ansonsten bleibt nur die Suche nach einem gebrauchten Teil oder Neuanfertigung.

Die Alternative zum schweren Wollmantel sind Mäntel mittleren Gewichts mit Pelzfutter, z. B. aus Loden. So etwas ist leicht im Fachhandel für Jagdbekleidung zu bekommen. Auch Herrenmodehäuser mit Trachtenabteilung führen sie. Ein solches Pelzfutter ist oftmals auch ausknöpfbar. Nachteil dieser Variante ist aber, dass der Pelz sich nicht bis in die Ärmel fortsetzt. Ansonsten kann man sich natürlich einen dunklen Stadtmantel mit Pelzfutter anfertigen lassen. Tweedmäntel sind eher sportlich, sie wärmen je nach Tuchgewicht mehr oder minder gut. Ein pelzgefütterter Umhang oder ein Wetterfleck mit Pelzfutter leisten ebenfalls recht gute Dienste.

Pelzmäntel waren im 19. und 20. Jahrhundert sehr beliebt, beispielsweise waren in den USA so genannte "Galloway Furs" der letzte Schrei. Es handelte sich um Zweireiher aus Rinds- oder Kalbsleder mit großem Fellkragen. Auch Pelze verschiedener Tiere wurden zu sehr voluminösen und haarigen Mänteln verarbeitet, beliebt bei Studenten waren z. B. Murmeltiere, Waschbären oder Ziegen. In Europa wurden Paletots mit Pelzfutter bevorzugt. Pelze sind heute sehr umstritten, um es vorsichtig auszudrücken. Deshalb ist es ratsam, sie an der Innenseite des Mantels zu verbergen und auf Pelzbesatz am Kragen zu verzichten.

Der Duke of Windsor besaß für kalte Tage Mäntel mit Pelzfutter und auch sportlichere Modelle aus Lammfell. Legendär ist sein dunkelblauer, knöchellanger Doppelreiher mit Pelzfutter, den er sein gesamtes Erwachsenenleben benutzte. Dieser Mantel war äußerst schwer aber dafür so warm, dass er ihn bei längeren Zeremonien im Freien gut warm hielt.

Montag, 3. Dezember 2012

Die Wachsjacke und das Jahr 2000

Meine alte Moorland-Jacke von Barbour (Foto: Bernhard Roetzel)

Im Jahr 2000 hatte ich die Ehre, bei der Jahresversammlung der British Menswear Guild eine Rede halten zu dürfen. Im Flugzeug nach London legte ich mir ein Thema zurecht. Ich wollte eine Prognose darüber abgeben, was sich in den kommenden zehn Jahren in der Herrenmode verändern wird.

Da ich die Rede auf Basis von Notizen hielt, ist der Inhalt meiner Ansprache nicht mehr erhalten. Ich darf aber sagen, dass ich mich in einigen Punkten geirrt habe und in einigen Punkten nicht ganz daneben lag. Peinlich war aber meine Vision, dass es 2010 keine Regenbekleidung mehr geben wird. Ich sah voraus, dass man dann die Stoffe wasserdicht ausrüstet und Wachsjacken oder gummierte Mäntel überflüssig sein werden. Peinlich war sie nicht, weil diese Aussage fachlich falsch war (auch wenn sie nicht eingetreten ist). Vielmehr, da am Tage meiner Rede ein Hersteller gummierter "Macs" in die Guild aufgenommen wurde. Die Briten nahmen meinen kleinen Fauxpas mit Humor. Geblieben ist mein Irrtum. Traditionelle Regenkleidung aus der Pre-Goretex-Ära erfreut sich heute großer Beliebtheit. Wachsjacken sind derzeit sogar bei den so genannten "Hipstern" in.

Ich selbst trage meine "Moorland" von Barbour, die ich 1989 in Hamburg bei Smith Traditional gekauft habe, relativ selten. Sie wurde bereits zweimal in der Fabrik restauriert und besteht inzwischen überwiegend aus Ersatzteilen. Praktisch ist die Barbour aus dem schweren "thornproof" tatsächlich bei der Gartenarbeit. Allerdings nur, wenn es nicht zu kalt oder nicht zu warm ist. Über dem Sakko oder dem Anzug trage ich diese Jacke allerdings so gut wie gar nicht mehr. Aufgrund ihrer Kürze tropft Regenwasser auf Sakkosaum und Hosen und schützt auch wenig vor dem Wind. Am angenehmsten trägt sich die Moorland bei ca. zehn bis fünfzehn Grad Celsius mit Hemd und Pullover darunter und Kordhosen oder Chinos.